Dienstag, 15. Mai 2012

40 - Der Feuerlauf

Es gibt Dinge im Leben, die schier unvorstellbar sind. Zumindest für mich. Zumindest im ersten Augenblick. Woran liegt das? Es liegt daran, dass wir es uns einfach nicht vorstellen können. All unsere Erfahrung, all unsere Erkenntnisse und unsere Glaubenssätze sagen schlicht und einfach: es ist nicht möglich, sich ohne zu verletzen über glühende Kohlen zu laufen. Es ist einfach unmöglich.




Mir wurde angeboten, einen Feuerlauf mitzumachen. Meine erste Reaktion war nicht unbedingt geprägt von überschäumender Begeisterung. Interessieren würd´s mich schon, der mutigste Einer, was solche Spielereien betrifft, bin ich aber nicht gerade.

Ich sitze auf meinem Balkon und rauche eine kleine Zigarre. Es ist schon sehr angenehm lau und die Zigarre in Verbindung mit einem Grappa schmeckt herrlich. Meine Gedanken dümpeln gemächlich herum, und streifen dabei auch den Feuerlauf

Brauch ich nicht! Ich kann mit der Kraft meiner Gedanken alles erreichen. Habe ich schon mehrmals eindrucksvoll erlebt. Wozu soll ich mir in einem Feuerlauf etwas beweisen, von dem ich ohnehin weiß, dass es funktioniert? 

Plötzlich höre ich die kleine, innere Stimme in mir: na, kleiner Hosenscheißer. 

In deinem Blog machst dich wichtig, dass du alles schaffen kannst, was du willst, wenn du es WIRKLICH WIRKLICH WIRKLICH willst. Da draußen gibt´s Leute, die dir glauben, was du da schreibst. Aber du selber glaubst scheinbar nicht daran. Du bist zu feige, eine Aufgabe zu übernehmen, deren Ausgang du dir nicht vorstellen kannst. Ist dir wohl nicht WIRKLICH WIRKLICH WIRKLICH wichtig genug, was? 

Ich stehe auf, gehe zu meinem Läppi und melde mich per Mail zu dem Feuerlauf an. Was glaubt der kleine, innere Zwerg eigentlich? Dass ich mich nicht traue?

Aber anstatt wieder auf meinen Balkon zurückzugehen und genüsslich weiter zu rauchen, ist mir doch ein bissl mulmig. Ich surfe ein wenig herum und versuche, Informationen über den Feuerlauf heraus zubekommen. 

Ich glaub, ich bin echt bescheuert. Ich glaube an das Universum. Ich glaube daran, dass alles was sich in meinem Kopf als Gedanke formt, auch machbar und durchführbar ist. Ich schließe meine Augen. Ich stell mir vor, wie ich vor den glühenden Kohlen stehe, wie ich lächle und wie ich mich darauf freue, drüber laufen zu dürfen. Ich sehe mich selbst, wie ich laufe und wie ich, wieder auf der kühlen Wiese zurück, die Arme hochreiße und glücklich bin. Ein Gefühl des Enthusiasmus kommt in mir hoch. 

Ich bin der Denker meiner Gedanken. Das, was ich denke, wir sich erfüllen. Wenn ich denke, ich schaffe es nicht, dann werde ich recht behalten. Wenn ich denke, ich schaffe es, dann werde ich auch damit recht behalten. Also: ich schaffe es. Und jedes Mal, wenn ein kleiner Zweifel sich breit machen möchte, schließe ich meine Augen und sehe das Bild vor mir, wie ich über die Kohlen laufe und mit einem fantastischen Gefühl der Dankbarkeit in mir, die Arme hochreiße. 

Es geht bei dem Feuerlauf doch nur darum, sich der Weisheit des Universums, oder Gott oder dem großen Geist oder wie auch immer jeder das bezeichnet, anzuvertrauen. Über sich hinaus zu wachsen und damit eine nachhaltige Veränderung in einem selbst zu bewirken. Ängste zu überwinden. Und das werde ich tun.

Franz Ragginger, Coach für Persönlichkeitsentwicklung und Betreiber einer Lebensschule, bereitet uns auf den Feuerlauf vor. Er erzählt uns zuerst von seinem Leben, von Dingen, die er gesehen hat, die wir uns hier in Europa gar nicht vorstellen können. Wir leben hier in einem Paradies vergleichbar mit anderen Regionen dieser Erde. Wenn wir etwas nicht schaffen, dann nur deshalb, weil wir uns nicht trauen. Nicht, weil die Rahmenbedingungen dagegen sprechen würden. 

Wir laufen nicht über das Feuer, um uns etwas zu beweisen. Wir laufen über das Feuer, weil wir dankbar sind, für unser phantastisches Leben. Und weil wir auf das Universum, den großen Geist oder Gott, oder wie immer das jemand bezeichnen möchte, vertrauen.

Beim Laufen über das Feuer werden die Ängste und Sorgen, die uns immer und immer wieder daran hindern, etwas zu tun wir uns aber nicht trauen, einfach verbrennen. Menschen haben Angst vor dem Feuer. Es steckt in uns drin. Durch die Überwindung überwinden wir gleichzeitig unsere Glaubenssätze, unsere Vorurteile. Wir werden nach dem Feuerlauf nicht mehr die selben sein, wie vorher. Wir werden augenblicklich wachsen und uns verändern. Was im Leben soll auf uns zukommen, dass wir nicht bewältigen können, wenn wir es sogar geschafft haben, über glühende Kohlen zu laufen?

Gehen wir! Wir stehen auf und gehen raus auf eine nahe gelegene Wiese. Ein Haufen glühender Kohlen verbreitet wahnsinnige Hitze. Ich stehe so an die 1,5 Meter vor diesem Haufen und spüre ... nichts. Keine Angst. Einfach gar nichts.  

Franz nimmt einer Schaufel zur Hand und verteilt die glühenden Kohlen so, dass eine Laufbahn von ca. 5 Meter Länge und einem dreiviertel Meter Breite entsteht. Wir stellen uns als Gruppe zusammen, sind bei uns selbst und dem, was da jetzt gleich kommen wird. 

Schuhe ausziehen! Ich ziehe meine Schuhe aus, krempel meine Jeans etwas noch oben und stelle mich in die Reihe. 

Jetzt bin ich dran. Was habe ich mir nicht alles in Bildern vorgestellt, was ich tun werde, damit ich mich traue, da drüber zu laufen. Nichts von dem tue ich. Ich weiß einfach, es funktioniert. Das Universum hat mir schon so oft geholfen, und wird es auch jetzt tun. 

Ich stehe vor der Laufbahn. Mein Kopf ist seltsam leer. Keine Gefühle, und damit auch keine Angst. Keine Gedanken. Ich schaue auf die Laufbahn, aber ich sehe sie nicht. Ich bin in diesem Augenblick eins mit dem allem um mich herum. Ich bin auch eins mit dem Feuer. Ich bin. 
Ich stoße einen lauten Schrei aus. Und ohne zu zögern beginne ich zu laufen. Der erste Schritt in die Kohlen. Ich spüre die Hitze. Ich laufe weiter, wie in Trance. Ein paar Momente später bin ich schon auf der anderen Seite und wieder auf der Wiese. Ich schaue Richtung Himmel, Richtung meines Universum. Ein unendliches Gefühl der Dankbarkeit kommt in mir hoch. Eine Emotion, die mir Tränen in die Augen treibt. Eine Freude und die Gewissheit, dass "mein Universum" immer und überall auf mich aufpasst und danach trachtet, dass immer das in mein Leben kommt, was ich gerade brauche.
Ich liebe das Leben. Das Leben liebt mich. Danke liebes Universum, für alles, was du jemals für mich gemacht hast und für das phantastische Leben, das ich führen darf. Danke.

                                                                                                      












Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen