Freitag, 7. September 2012

46 - [Unheilig, Große Freiheit] Das Meer

Ich stehe auf der Terrasse meiner Dachgeschosswohnung in Wien / Hietzing, beste Lage, bester Ausblick. Ich schaue über die Dächer der Stadt. Neben mir steht eine elegante, aparte, schöne Frau. Wir blicken in die gleiche Richtung. Genießen den Ausblick und das noch immer milde Klima, obwohl es schon Herbst ist. Ich drehe meinen Kopf und betrachte ihr schönes Gesicht. Sie sieht fabelhaft aus in diesem Kleid, denke ich mir, und bin glücklich dass sie neben mir steht. Sie ist meine Endstation, mein Hafen, meine zweite Hälfte.


"Wir sind derzeit auf Weltreise.
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UnheiligGrosse Freiheit: Der Graf über das Meer
Der Titel "Das Meer" stellt das Intro von Große Freiheit dar. Er beschreibt den Moment des Aufbruchs, die Hoffnungen, Träume und Ängste die mit diesem Moment in Verbindung stehen. Dieses Lied ist für mich ein Schlüsselsong des Albums weil es im Grunde direkt am Anfang von Große Freiheit erklärt, wohin die Reise nun im wahrsten Sinne des Wortes nun gehen wird. Jedes Album hat eine gewisse Bildsprache. All die vielen Bilder die entstehen, wenn man die Augen schließt während die Musik zu hören ist. Das Meer erweckt diese Bilder vor dem geistigen Auge sodass die Reise von Große Freiheit nun beginnen kann. 

Gedankenverloren greife ich in die rechte Innentasche meines Sakkos und hole eine Zigarre hervor. Es ist eine Romeo y Julieta Nr. 1 .  Romeo y Julieta - was für eine Name für eine Zigarre. Das klingt nach großer Liebe, nach Vereinigung zwischen Mann und Frau. Seit damals führe ich jede dieser Zigarren, bevor ich sie in Brand setze, mit dem offenen Ende zu meiner Nase, schließe meine Augen und ziehe den Duft des Tabakes ein. Diese Zigarren riechen nach körperlicher Liebe, nach Vereinigung zwischen Mann und Frau ... sinnlich. Ich liebe diese Zigarren. Sie sind nicht einfach nur Tabak und Rauch. Sie sind eine Lebenseinstellung.

Meine Gedanken gleiten ab zu jenem Sommer, als alles begann. Ich war nicht mehr der Jüngste und hatte mich in meinem Leben ziemlich komfortabel eingerichtet. Bis meine Frau und ich eines Tages feststellen mussten, dass unsere Ehe nicht mehr das war, was wir uns ursprünglich vorgestellt hatten. Wir beschlossen uns zu trennen und trennten uns auch. Meine Tochter, gerade mal süße 16 geworden, begann das Leben auch von der Schattenseite her kennen zu lernen. Sie hatte gerade das Ende ihrer ersten großen Liebe zu verarbeiten.

Und ich? Ich musste wieder einmal von vorne anfangen. Wie schon so oft in meinem Leben. Nur, was ich nicht wusste und auch nicht ahnte, dieses Mal war alles anders.

In jenem Sommer lernte ich eine Frau kennen, die mir viel über sich erzählte. Darüber, wie sie sich durchgekämpft hatte in ihrem Leben, niemals aufgab und immer an ihren Erfolg geglaubt hatte. Immer wenn sie sprach, bewegte sich ihr ganzer Körper. Es war eine Freude, ihren Ausführungen zu lauschen. 

Du darfst niemals Geld nachlaufen. Du wirst es nie erreichen. Du musst an deinen Fertigkeiten arbeiten. Die meisten Menschen verstehen nicht den Unterschied zwischen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Ein Talent oder eine Fähigkeit alleine genügt noch nicht. Du musst aus deinen Fähigkeiten Fertigkeiten entwickeln. Erst dann kannst du wirklichen Erfolg haben. Erst mit deinen Fertigkeiten kannst du zum Nutzen deiner Kunden wirken. All deinem Wissen und deiner Emotionalität über deine Fertigkeiten Ausdruck verleihen. Erst wenn du das verstehst wirst du wirklichen Erfolg haben und das Geld wird zu dir kommen.
Schau dir Picasso an. Diesen wunderbaren Maler, dieses malerische Genie. Picasso hatte am Anfang seines künstlerischen Schaffens Werke alter Meister kopiert. Immer und immer wieder. Durch das Abmalen dieser Werke übte er immer wieder den Umgang mit dem Pinsel, die Haltung, die Kombination der Farben. Er perfektionierte auf diese Art seine Fertigkeit im Malen. Und erst dann, als er das Werkzeug Pinsel perfekt beherrschte, erst dann konnte er sein Talent wirklich ausleben. Erst dann konnte er den Pinsel so meisterlich führen, dass er mit all seinen Emotionen, seinen Vorstellungen, seinen Farbkombinationen seine eigenen, unnachahmlichen Kreationen erschaffen konnte.

Lange dachte ich damals über diese Worte nach. Welche Talente, welche Fähigkeiten hatte ich, die ich zu meinem Werkzeug machen konnte, die ich als "meine" Fertigkeit perfektionieren konnte?

Ich erkenne beinahe im Ansatz die Wünsche und Sehnsüchte meiner Gesprächspartner. Ich kann sofort und ohne Anlaufzeit ein vertrauensvolles Gespräch aufbauen. Ich kann Menschen durch meine Sprache und durch meine Emotionalität von etwas begeistern, was sich im Verkauf oder in der Generierung von Neukunden ganz hervorragend macht. Aber: Ich konnte für meinen Geschmack nie genug Menschen finden, die sich von mir begeistern lassen wollten. Es war mir immer zu wenig. 

Und so begann ich, mir Strategien und Methoden auszudenken und auszuprobieren, die es mir ermöglichten, die Anzahl meiner Kunden zu multiplizieren. Ich verbiss mich komplett auf die Perfektionierung dieser Fertigkeit, ohne daran zu denken, ob es mir jemals gelingen  würde oder ich tatsächlich damit mehr Geld verdienen könnte. Ich verinnerlichte diesen  Wunsch so sehr, diese Fertigkeit zu perfektionieren, dass ich immer und überall daran denken musste und jede sich bietende Gelegenheit nutzte, neue Möglichkeiten der Multiplikation von Neukunden zu versuchen. 

Bis ich eines Tages merkte, dass mir diese Fertigkeit so in Fleisch und Blut übergegangen war, wie einem Klavierspieler seine Noten. Es ging ab einem gewissen Punkt automatisch, der Kundenstrom wuchs stetig an. So sehr, dass ich jetzt hier auf der Terrasse meiner Dachgeschosswohnung in Wien / Hietzing, beste Lage, bester Ausblick, stehen und über Wien blicken kann. Nicht das Streben nach Geld hatte mich reich gemacht, sondern die Perfektion dieser einen Fertigkeit, immer und überall Neukunden generieren zu können.
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Natürlich, wie bei jedem Neubeginn, wie bei jedem Aufbruch, gibt es auch Ängste, es diesmal nicht zu schaffen. Je größer aber die Sehnsucht seines Traumes ist, desto mehr treten die Ängste in den Hintergrund. 

Ich hatte in jenem Sommer mit dieser Frau, die so wunderbar erzählen konnte, jeden Fehler dieser Welt gemacht. Ich glaube, man(n) kann nicht alt genug werden, um nicht wie ein pubertierender Jüngling sich dermaßen vertrottelt zu verhalten, dass selbst die nachsichtigste Frau nicht irgendwann mal das Handtuch wirft. Oder, wie in meinem Fall, ein SMS schickt:  Wünsche dir viel Glück! ... Ja, danke, das kann ich eh brauchen. Aber anders wäre es mir eigentlich lieber gewesen...

Ich gehe auf meiner Dachterrasse zu einer kleinen Bank. Um die Bank herum sind Kräuter in Töpfen gepflanzt. Lavendel und Rosmarin verströmen ihren angenehmen, leichten Duft. Dazwischen ein Hauch von einem Orangenthymian. Ich sehe eine Pfefferminze, einen Orangenbaum und einen Zitronenbaum. Nur mit der Orchidee habe ich Probleme. Jedes Mal wenn ein starker Wind aufkommt wird diese so durchgebeutelt, dass sie alle ihre Blüten verliert. Schade. 

Ich setze mich auf die Bank und bohre meine Zigarre an. Ein letztes Mal rieche ich noch den Duft des Tabaks um wieder einmal festzustellen, dass Liebe sich in vielen Möglichkeiten Ausdruck verleiht. Mit einem Streichholz setze ich die Zigarre in Brand. Der erste Zug verbreitet eine fantastisches Aroma in meinem Mund. 

Ich schaue zu ihr hinüber. Zu dieser schönen, eleganten und aparten Frau. Es ist schön, dass sie hier ist. Ein Gefühl von Wärme und Zärtlichkeit erfasst mich. 

Ich schließe meine Augen. Ich sehe uns, wie wir an der Promenade am Meer in Nizza entlang schlendern. Du hast dich untergehakt und wir plaudern und lachen. Plötzlich sehen wir einen alten Mann vor seiner Staffelei. Wir setzen uns in einigem Abstand auf eine Bank und betrachten den Maler bei seiner Arbeit. Einige Zeit später ist dem alten Mann aufgefallen, dass wir ihn beobachten und er winkt uns, zu ihm zu kommen. Wir treten näher und betrachten das wunderschöne, in kräftigen Farben gemalte Bild. Er lacht leise während er uns seine Gedanken und seine Beweggründe zum Entstehen dieses Bildes schildert. Du schaust wie gebannt auf das Bild und fragst ihn, wieso er einen Picasso nachmalt. Bei seinem Talent könnte er doch eigene Kompositionen malen. Da lacht der alte Mann laut auf und meinte mit einem schelmischen Lachen in seinen strahlenden Augen: 

aber ... ICH BIN doch Picasso

Komm geh mit mir zum Meer
um mit auf Kurs zu gehen
Komm geh mit mir zum Meer
um neues Land zu sehen
Komm geh mit mir zum Meer
um Freiheit zu verstehen
Komm geh mit mir zum Meer
auch wenn wir unter gehen
                               UnheiligGrosse Freiheit, Das Meer


Liebes Universum, 
ich danke dir für alles, was du jemals für mich getan hast. Danke.
Aber bitte vergiss nicht, wir haben einen Deal 
Please Deliver...