Montag, 2. Januar 2012

15 - Ist eine Anstellung sicher?

Immer wieder werde ich mit der Aussage konfrontiert, dass eine Anstellung "auf jeden Fall" sicherer ist, als eine Selbständigkeit. Aber ist ein Job als Angestellter heute wirklich noch sicher? Und wenn ja, warum eigentlich? Wenn wir uns die Entstehungsgeschichte der unselbständigen Erwerbstätigkeit genauer ansehen, merken wir, dass diese Erwerbsform politisch gewollt aber nicht mehr wirklich sicher ist.

Nach dem 2. Weltkrieg, in den 50ern und 60ern des letzten Jahrhunderts, wurde die "Anstellung", die sogenannte Lohnarbeit kultiviert. In Österreich entstanden die Sozialpartnerschaften und starke Gewerkschaften. Die Menschen, vorwiegend damals Männer, hatten mit einem Job das erste Mal wirkliche Sicherheit: ein regelmässiges Einkommen welches Jahr für Jahr anstieg, eine Krankenversicherung, auf der Bank war man kreditwürdig. Da konnte man sich den Traum vom eigenen Häuschen erfüllen.
Matthias Horx, "Das Megatrendprinzip", Seite 230: "Im Jahr 1960 war die Entselbständigung der westlichen Ökonomien weitgehend abgeschlossen. Nur noch zwischen sieben und neun Prozent der westeuropäischen und amerikanischen Erwerbstätigen waren Selbständige - gegenüber dem Drei- bis Vierfachen in der früheren Erwerbswelt! Die Anzahl der dauerhaft Erwerbstätigen stieg über die 50% Grenze der Erwerbsfähigen. Endlich, nach Tausenden von Jahren schien das Leben sicher, planbar, vorhersehbar".
Mit dieser Form der Erwerbstätigkeit hatte der Staat das erste Mal standardisierte  Steuereinkünfte, mit denen man den Wohlfahrtsstaat auf- und ausbauen konnte. So wird auch in unserem Schulsystem immer noch gelehrt wie vor 100 Jahren. Eben für Lohnarbeiter. Nur, damit sich an diesem System ja nichts ändert.

Deswegen ist es politisch auch nicht wirklich erwünscht, dass die Menschen, die Wähler, selbstständig und eigenverantwortlich Entscheidungen treffen und eventuell kritisch hinterfragen, was denn die Politiker da den ganzen lieben Tag wirklich tun. Sind deren Entscheidungen wirklich nur zu unserem Wohl, oder dienen diese eventuell nur dem eigenen Machterhalt? (das gilt aus meiner Sicht ausnahmslos für alle Parteien). Sorry, wenn ich mich so frei heraus dazu bekenne, aber für mich hat Hr. Treichl von der Erste Bank mit seinem Sager über die Politiker absolut recht.

Die Sicherheit, die damals in den 50ern und 60ern tatsächlich eine war, wurde im Laufe der Jahre ausgehöhlt. Die Erwerbsform konnte nicht Schritt halten mit den globalen Entwicklungen. Heute ist es aus mit der Sicherheit, wenn Firmenchefs "leider, auf Grund des schlechten wirtschaftlichen Umfeldes" massenweise Mitarbeiter entlassen. Mitarbeiter, die es nie gelernt haben, sich als Selbständige am Arbeitsmarkt zu bewegen.

Wie schaut das aber nun bei den sogenannten Selbständigen aus, bei unternehmerisch tätigen Menschen, die sich auch der unternehmerischen Risiken bewusst sind?
Unternehmerisch tätige Menschen haben immer mehrere Standbeine: sei es mehrere Kunden, mehrere Produkte, starke Netzwerke in denen zumindest ein Basisgeschäft abgewickelt wird. Unternehmerisch tätige Menschen kalkulieren ein gewisses Risiko ein und richten auch deren Lebensstil danach aus.

Wer wirklich Risiko scheut, sollte sich meiner Meinung nach den Grundgedanken von Unternehmern öffnen, Biografien lesen, sich wirklich nach ihrer eigenen Lebenssituation gemäss absichern (und nicht von irgendwelchen Bank- oder sonstigen Finanzberatern was aufquatschen lassen), sich Geschäftsmodelle anschauen und sich selbstständig machen statt sich nach einem Job umzusehen.
Es ist kein leichter Weg, keine "gmahte Wies´n" wie man in Wien so schön sagt. Es ist echte Eigenständigkeit, Eigenverantwortung und Risikobereitschaft. Unternehmertum als Lebensprinzip. Und wenn das Risiko dann schlagend werden sollte, braucht man nicht, wie das heute praktisch gang und gebe ist, nach dem Staat zu rufen, sondern ist selbst in der Lage, die Situation eigenständig zu klären.

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