Dienstag, 10. Januar 2012

18 - (Fixe) Kosten senken, senken, senken

Wenn es das Ziel ist, Vermögenswerte aufzubauen, vielleicht sogar eine Million in sieben Jahren zu erschaffen, dann muss man einen klaren Plan haben. Aber bevor wir den Plan erstellen, sollten auch die Hausgaben erledigt sein. Es gibt nur zwei Wege, dieses anspruchsvolle Ziel zu erreichen: mehr verdienen und weniger ausgeben. Ich weiß, dass klingt nicht sexy. Aber keine Angst. Wir wollen uns nicht bestrafen auf unserem Weg. Auch die Zigarre (oder was auch immer) kann und soll auch sein. Wäre das nicht so, dann wären wir der Diener dieses Weges, und das will zumindest ich auf gar keinen Fall sein. Mein Leben soll ein Abenteuer sein, es soll mich weiterentwickeln so gut es geht und es soll Spaß machen.



Wovon ich spreche, ist der bewusste Einsatz der begrenzten Ressource Geld. Es liegt an mir, die entsprechenden Prioritäten zu setzen. Niemand erlaubt oder verbietet mir irgendwas. Die private Seite habe ich für mich, wie im letzten Beitrag beschrieben, schon geregelt. Allerdings: diese Privatentnahme ist natürlich auch ein Fixkostenblock, den ich zuerst verdienen muss, bevor ich mir das auszahle. Deshalb habe ich diesen Kostenblock zu Beginn meiner Selbständigkeit entsprechend eng gehalten, und mir Jahr für Jahr selber eine Gehaltserhöhung verpasst. Am Anfang meiner Selbständigkeit habe ich mir wesentlich weniger selbst ausbezahlt, als meine bisherigen Arbeitgeber.

Gehaltsgespräche mit Mitarbeitern hatte ich in den letzten 20 Jahren sehr häufig geführt. Ich kenne die Argumente nur zu gut, warum es richtig und notwendig ist, mehr Gehalt zu bekommen. Ich habe in meinen Zwiegesprächen mit mir selber immer wieder versucht, mir mehr auszuzahlen. Da kommt es dann auf die eigene Disziplin an, ob ich meinem eigenen Drängen nachgebe oder nicht.  Ich kann Ihnen sagen, das war nicht immer leicht. Da hilft es sehr, wenn man sich die ZIELE und das WARUM aufgeschrieben hat, um genau in Zeiten der eigenen Schwäche mal nachzulesen. Nein, immer habe ich es nicht geschafft, ich habe mir mehrmals selber Prämien ausbezahlt. Schließlich bin ich mein eigener Boss und kann selber drüber bestimmen, wie ich meine Prioritäten festlege.

Wie schaut das mit den anderen fixen Kosten aus? Was braucht man nicht alles, wenn man seine "eigene Firma" gründet, und was braucht man davon wirklich? Toller Laptop, Handy sowieso, Spesen für Einladungen mit potentiellen Kunden (die dann sowieso nie welche werden), Firmenauto auf Leasing, kann ich ja eh von der Steuer absetzen, Versicherungen für alle Fälle. Vielleicht noch ein schickes Büro mit toller Aussicht. 

Natürlich wäre das alles toll, aber was habe ich damit erreicht? Bekomme ich dadurch einen Auftrag mehr? Bin ich dann als Unternehmer anerkannter, freier, erfolgreicher, schneller, was?

Ziemlich schnell erkannte ich, was ich als Angestellter nie gesehen hatte: 
Jeder Euro, den ich nicht für (Fix-)kosten ausgeben musste, konnte ich in die eigene Firma investieren. In unternehmerische Projekte, die mir wiederum einen (hoffentlich) positiven Cashflow abwerfen.

In meinem Fall waren es anfänglich Seminare, Studienunterlagen, das MBA - Studium und vor allem Bücher, in die ich investierte. Und in Zeit. Ich habe nicht immer nur gearbeitet. Ich habe jahrelang in mich selber investiert und mir viel Zeit genommen, zu lernen. Und nun, nach 5 Jahren Selbständigkeit fängt das Ganze an, Früchte zu tragen.

Immer wenn ich schwach werde und Kosten verursachen würde, überlege ich mir, ob ich durch eine anderweitige Verwendung, nämlich durch eine Investition in ein unternehmerisches Projekt nicht mehr davon haben würde. Ein Euro kann Konsum oder Investition sein. Eine Investition, die vielleicht wieder einen Euro abwirft.

Vielleicht hätte ich viel schneller unternehmerische Projekte auf die Beine stellen können, wenn ich mit Fremdmitteln gearbeitet hätte. Gott sei Dank ist die Finanzkrise 2008 dazwischengekommen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt habe ich alle Kosten nochmals rigoros durchforstet und reduziert, wo es nur ging. Aber ich habe niemals beim Lernen und an der Zeit, die ich dazu brauchte, gespart.

Diese Vorgehensweise und die Disziplin musste ich mir schwer erarbeiten, weil es für mich nicht so selbstverständlich und easy war, wie das hier Geschriebene vielleicht klingt. Aber ich habe es durchgezogen, gegen alle inneren Schweinehunde. 

Das ist schon der erste große Gewinn der Selbständigkeit. Zu wissen, dass man alles schaffen kann, wenn man es nur wirklich will. Man kann alles Materielle in einer Krise oder Katastrophe verlieren. Aber man kann niemals sein erworbenes Selbstvertrauen, sein Wissen, Erfahrungen und seine Fähigkeiten und Stärken verlieren. Ich weiß, wenn ich (wieder mal) neu anfangen müsste, ist das kein Problem. Unbequem vielleicht, aber kein Problem. Das ist eine Art Sicherheit, die mit nichts vergleichbar ist.

Der zweite große Gewinn meiner Selbständigkeit war, mich auf diese Wette einzulassen. Einfach deswegen, weil ich mein Denken nochmal radikal geschärft habe. Diese Wette hat es gebraucht, um mich vom Angestellten wirklich zum unternehmerisch denkenden Selbständigen werden zu lassen.

Um wirklich erfolgreich zu werden (was immer für den Einzelnen Erfolg ist, dass muss jeder für sich selber entscheiden und festlegen) ist das richtige Denken ausschlaggebend.  Nur das, und das entsprechende Selbstvertrauen, es auch in die Tat umsetzen zu können, reicht völlig aus.

Einen Punkt möchte ich aber noch anschließen, der vielleicht dem bisherig Gesagten widerspricht. Kosten permanent versuchen zu senken, Ausgaben kritisch zu hinterfragen, ist vollkommen in Ordnung, das aber heißt nicht, schnorrig und gierig zu werden. 

Großzügig im bewussten Geben, bei Trinkgeldern, Spenden oder bei kostenlosen (in meinem Fall) Beratungen, bei Hilfen zu Selbsthilfe, usw.  zu sein, ist Teil und Voraussetzung zum wirklichen Erfolg. Nur immer Kosten und Gewinn vor Augen zu haben, würde mich zum Knecht meines Erfolges machen. Dieser Preis wäre mir eindeutig zu hoch. Das will ich auf keinem Fall zulassen. Deshalb: Erfolg hat auch was mit Großzügigkeit und Dankbarkeit zu tun. Auch das musste ich erst mühsam lernen.

Ich lese den Blog noch einmal durch. Dann gehe ich zu meinem Humidor, öffne den Deckel und atme genussvoll den wundervollen Duft der Zigarren ein. Ich lasse meine Hand kreisen, und schwupps habe ich auch schon wieder eine tolle Kubanerin in der Hand. Langsam aufbohren (ja, ich hör die Puristen grade wieder aufschreien), mit einem Zündholz langsam und vorsichtig anzünden, den ersten Zug machen. Ich gehe zur Couch und leg mich hin. Ich schließe die Augen und muss innerlich lachen. 

Eigentlich dürfte ich ja noch keine Zigarre rauchen, weil ich mich ja verpflichtet hatte, erst dann wieder zu rauchen, wenn ich den ersten Kunden akquiriert hatte. Ja, das stimmt und es ist mir vollkommen wurscht. Ich bin nämlich mein eigener Boss und ich kann Regeln aufstellen und Ausnahmen bewilligen. Ich erteile mir hiermit  die Ausnahme zu dieser Zigarre. Das Leben ist herrlich.

Ich höre den Schlüssel im Schloss. Meine Tochter kommt nach Hause. Rauchst du schon wieder? Du darfst erst wieder rauchen, wenn du einen Kunden hast! 

Ja, ich weiss, aber ich bin der Boss und ich kann entscheiden, wann ich rauchen will. Wenn du dein eigener Boss bist, kannst auch eigene Regeln aufstellen und Ausnahmen genehmigen. 

Meine Tochter schaut mich lange an. Und dann sagte sie ganz langsam und gedehnt: die Mama parkt unten ein und du hast die Balkontür nicht aufgemacht, die Kerze und die Räucherkerze nicht angezündet und es stinkt.

VERDAMMT. Ich springe auf, reisse die Balkontür auf, hetze zur Kerze....schon höre ich wie die Tür aufgeht...und gleich darauf... DA STINKTS!, hast die Türe nicht aufgemacht und die Kerze angezündet?

Das Leben ist ein Spiel. Manchmal verliert man(n) auch :-)

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